
Ein häufig missverstandenes Wort: New Work
In einer Welt, die sich rapide wandelt und zunehmend digitaler wird, müssen auch unsere tradierten Arbeitsweisen angepasst werden. Ein Konzept, das zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist “New Work” oder Neue Arbeit. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff, der ja eigentlich aus den 70iger Jahren stammt? Warum sind die Gedanken von Frithjof Bergmann gerade heute so aktuell? In diesem Blogbeitrag zeigen wir verschiedene Facetten von New Work und finden heraus, welche Fähigkeiten in der neuen Arbeitswelt gefragt sind.
Die Herausforderungen der digitalen Permanenz:
In der heutigen Zeit sind wir ständig online und erreichbar.
„Die digitale Permanenz hat uns ungeduldig und oberflächlich gemacht.„
Raffaela Hofmann
Wir hetzen von einem Meeting zum nächsten, schreiben halbherzige E-Mails und geben uns selbst keine Zeit zum Durchatmen. Hinzu kommt der zunehmende Einsatz von KI mit schnellen Lösungen, aber wenig Individualität. Das macht müde und reduziert die Chance auf spürbare Wirkung. Das Verkehrskuratorium hatte dereinst eine Kampagne „Gleiten statt Hetzen“ – wir sollten uns im digitalen Kontext wieder daran erinnern.
Die entscheidenden Skills der neuen Arbeitswelt:
In der neuen Arbeitswelt zählen nicht gute Noten oder eine lange Liste von Zertifikaten. Vielmehr geht es darum, wie wir unser Wissen und unsere Fähigkeiten in der Praxis anwenden. Es zählt die Kompetenz Querverbindungen und Kombinationen herzustellen, kreativ das Wissen aus unterschiedlichen Fachbereichen oder Branchen zu nutzen. Auch das kritische Hinterfragen von vermeintlichen Tatsachen fordert unseren Geist. Sind wir offen für Veränderungen? Sind wir bereit, uns darauf einzulassen? Und vielleicht am wichtigsten: Können wir als Führungskräfte auch introvertiert sein? In der neuen Arbeitswelt lautet die Antwort klar: Ja.
Die Rolle der Führungskräfte:
Führungskräfte spielen natürlich weiterhin eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der neuen Arbeitswelt, aber ihre Rolle wandelt sich. Vom Vorgesetzten zum Teamcoach. Vom Alleinwissenden zum Entdecker. Vom Kontrolleur zum Sparringpartner. Vom Entscheider zum Moderator. Vom starken Manager zum einfühlsamen Menschen. Dazu kommt die Fähigkeit Orientierung und Mut zu geben und Bock auf Wandel zu erzeugen. Was heute funktioniert, kann morgen schon überholt sein. Führungskräfte müssen in unsicheren Zeiten Entscheidungen treffen, den Mitarbeiter:innen den richtigen Kontext liefern und vor allem glaubwürdig und authentisch sein. Die Anforderungen sind hoch, aber Führungskräfte können der Fels in der Brandung sein und die Transformation vorantreiben.
Der Konsens im Management:
Damit sich die neue Arbeitswelt erfolgreich entfalten kann, ist Konsens im Management erforderlich. Eine klare Linie und Transparenz sind unerlässlich: Es gibt keinen Platz mehr für “Weiter so wie bisher”. Das ist eine Mega Herausforderung der Unternehmenskultur, denn es gilt, sämtliche – mühsam erlernten – Überzeugungen und Prozesse, Vorgehensmodelle und Routinen zu challangen und wandeln. Es gilt, das Unternehmen vollkommen neu zu errichten. Wir dürfen jeden Aspekt unserer „Organisation als Maschine“ Metapher über Bord werfen und uns im Menschzentrierten Zeitalter einfinden. Das führt zu harten Fragen. Beispielsweise: Wie nutzen wir unsere Controllingzahlen? Zum Ausüben von Macht oder tatsächlich als Grundlage für wachstumsorientierte Dialoge? Und nein, damit meine ich nicht die Donnerstags „Wachstumsgespräche mit Schwachperformern“ im Vertrieb, so wie sie aktuell gerne im Bankvertrieb gelebt werden. Kontrollzwänge und geringe Entscheidungskompetenzen führen zu Burnout und verhindern, dass Unternehmen agil handeln können.
Der Fokus auf die Person und die Stärken:
In der neuen Arbeitswelt zählt nicht nur, was wir tun, sondern vor allem, wer wir sind und welche Stärken wir in das Team einbringen können. Es geht darum, unsere individuellen Stärken bewusst in ein diverses Team einzubringen um Wirkung zu entfalten. Die neue Arbeitswelt ermöglicht es Führungskräften Verantwortung abzugeben und auf breitere Schultern zu verteilen. Wo Freiheit herrscht, muss jedoch Eigenverantwortung gepflegt werden. Das entsteht nicht über Nacht und selbst Unternehmen wie google durften dies schmerzhaft lernen. So meinte Eric Schmidt in einem Interview: Die wichtigste Lektion die ich bei google gelernt habe: es macht einen riesen Unterschied, wen du einstellst.
Die neue Arbeitswelt, oder New Work, bietet viele Möglichkeiten und Herausforderungen zugleich. Es erfordert eine Änderung des Mindsets, eine Anpassung des Arbeitsalltags und vor allem Spaß, Neugier und Offenheit. Wenn wir uns auf die neue Arbeitswelt einlassen und Kontrolle abgeben, können wir als Unternehmen wachsen und erfolgreich sein. Wir können Beweglichkeit leben und damit Chancen aus den zahlreichen Verwerfungen der Wirtschaftslandschaft nutzen. Dann wird die fortlaufende Krisensituation zu unserem Freund.
Lassen Sie uns gemeinsam die Mauern der alten Arbeitsweisen aufbrechen und die Transformation vorantreiben. Die neue Arbeitswelt wartet darauf, entdeckt zu werden. Sind Sie bereit, den ersten Schritt zu wagen?