Seit über 10 Jahren befragt emotion banking mit dem „Bankbarometer“ das Top-Management dezentraler und zentraler Bankinstitute im deutschsprachigen Raum jährlich zu den aktuellen Trends und Entwicklungen der Bankenlandschaft.
Wichtige Erkenntnisse der aktuellen Befragung: Die allgemeine wirtschaftliche Lage wird so stark wie seit 10 Jahren nicht mehr gesehen, wobei die deutschen Experten sich etwas kritischer zeigen. Die Bankenbranche selbst kann von dem derzeitigen Aufschwung allerdings nicht profitieren. Trotz erster Erfolge bei der Reduktion des Personalaufwandes und einer verbesserten Risikosituation kann die weitere Verschlechterung des Zinsertrages nicht abgefangen werden. Bei der Digitalisierung sind nun Taten gefordert; das Bewusstsein für die Bedeutung digitaler Services ist da, allerdings fehlen Investitionsbereitschaft und technische Agilität.
Österreichs Banker gehen für 2017 von einer deutlichen Verbesserung der heimischen Wirtschaftslage aus. Verglichen mit der Einschätzung vor einem Jahr, als lediglich 6,7% der befragten Banker eine Verbesserung zum Vorjahr sahen, bewerten aktuell 70,8% (!!!) der Experten die Entwicklung in den vergangenen 12 Monaten positiv. Für die kommenden 12 Monate vergrößert sich diese Einschätzung sogar auf 80,7%. In Deutschland sehen die Experten die Entwicklung ähnlich positiv, wenn auch auf leicht niedrigerem Wert von 61,9%. Kritischer wird aber in die Zukunft geblickt, hier sehen nur 38,1% eine weitere positive Dynamik in den nächsten 12 Monaten.
Von der allgemein positiv empfundenen wirtschaftlichen Entwicklung können die Banken jedoch ertragsseitig nur wenig bis gar nicht profitieren: Hier stehen bei der Prognose für die nächsten 12 Monate 12,8% Optimisten 45,7% Pessimisten gegenüber. Optimistischer wird es, wenn es um das eigene Institut geht, da erwarten sich immerhin 57% eine Steigerung des Geschäftsvolumens, 49,3% eine Steigerung der Bilanzsumme und 33,8% ein besseres Provisionsergebnis (hier kaum Länderunterschiede). Champagnerkorken kann man aber sicher nicht knallen lassen, denn der Zinsertrag verhagelt weiterhin die GuV.
„Die Entwicklung der heimischen Banken und die vorliegenden Ergebnisse 2016 geben Mut. Es ist aber wichtig, dass nun der eingeschlagene Weg konsequent fortgesetzt wird, denn der Spielraum ist nicht groß“, kommentiert emotion banking Geschäftsführerin und Studienherausgeberin Dr. Barbara Aigner diese Entwicklung. „Es bleibt weiterhin spannend in welchen Bereichen Banken ihre Ertragsseite stärken wollen. Naturgemäß erwarten sich fast alle Institute bei den Finanzierungen Zuwächse, aber im Vergleich zur Befragung 2015 setzen Banken nunmehr weniger stark auf Spezialisierung und Fokussierung; auch Flagshipstores werden nicht mehr so stark als Erfolgsbaustein gesehen.“
Die Intensität des Wettbewerbs nimmt seit Jahren zu, aber immer weitere, vor allem auch disruptive Player kommen auf den Markt. Waren es in den letzten Jahren meist die (gebührenfreien) Direktbanken, die den traditionellen Bankenmarkt unter Ertrags- und Effizienzdruck gesetzt haben, sind es seit etwa zwei bis drei Jahren vor allem die etablierten digitalen Konzerne und Fintech-Anbieter (wie paypal, Apple, facebook, etc.). 74,1% der befragten Banker sehen in den nächsten 12 Monaten einen Kundenzugewinn dieser meist amerikanischen Unternehmen. Diese Einschätzung teilen in Deutschland sogar 83,3% der Experten. Start up Fintechs wie beispielsweise die „Challenger Bank“ N2, Vaamo, scalable capital, Smava etc. werden von zwei Drittel der Banker als verstärkte Digital-Angreifer gesehen. Auch internationale Mitbewerber werden etwas deutlicher wahrgenommen als in den Vorjahren. Finanzvertriebe und Versicherungen verlieren im Gegensatz dazu erneut an Bedeutung.
Immer mehr Kunden nutzen – zumindest an irgendeinem Punkt – ihrer Customer Journey digitale Angebote, um ihre Bankgeschäfte abzuwickeln. Kein Wunder, dass für Internetbanking und Apps ein massives Wachstum innert der kommenden 12 Monate erwartet wird (88 bzw. 88,6%), während die Besuchsfrequenzen der Filialen spürbar zurückgehen werden (65,7%). So ist es dann auch nicht überraschend, dass in der Beacon Technologie kein Frequenzbringer für Filialen gesehen wird. Lediglich 19,7% glauben daran, dass sich bis 2020 die Technologie in den Bankfilialen durchsetzt.
Für Hybrid und Robo Advice stehen die Ampeln auf Grün, allerdings fehlen den Worten die entschlossenen Taten der Banker. „Es ist schon überraschend, dass bereits 2015 rund 50% der Banken den Kundenwunsch nach Chatfunktionen erkannt haben, aber heute – 2 Jahre später – nicht einmal 1% der Institute ein gutes Angebot dafür geschaffen haben.“, so Barbara Aigner. Was aber sind die Big Points bei der Digitalisierung und Hybrid bzw. Robo Advice?